Der Kiel des Schiffs ist Teil des antiken Sternbildes
Argo Navis, das zu den 48 von Ptolemäus beschriebenen Sternbildern
gehörte.
Da das sehr ausgedehnte Argo Navis dem französischen
Astronomen Lacaille für die Astronomie zu unübersichtlich war,
teilte er es im Jahre 1763 in die Sternbilder Kiel des Schiffs,
Achterdeck des Schiffs (Puppis) und Segel des Schiffs (Vela) auf.
Dabei wurden die ursprünglichen Sternbezeichnungen beibehalten, so
dass jeder griechische Buchstabe in den drei Sternbildern nur einmal
vorkommt. Daher gibt es einen Stern α Carinae (Canopus), jedoch
keine Sterne α Puppis oder α Velorum.
Es erwarten Sie die grössten Helden und unglaubliche Abenteuer: Die
Abenteuer von Jason und den Argonauten.
Jason war ein verschollener Königssohn. Er wuchs beim weisen
Centauren Cheiron heran. Irgendwann einmal machte er sich auf, um
sein Erbe anzutreten. Am Hof angekommen, verlangte er die Krone von
seinem Onkel, der bisher regiert hatte. Nein sagen konnte der
schlecht - aber wer gibt schon gerne sein Zepter ab und steigt
freiwillig vom Thron ? Also sandte er den jungen Jason auf ein
Himmelfahrtskommando: Um seinen Mut zu beweisen, sollte er das
goldene Vlies von einem ganz besonderen Widder (Sternbild Widder)
zurückholen.
Jason erkannte die Falle seines Onkels nicht - und willigte ein. Er
gab dem Argos den Auftrag, ein Schiff für 50 Ruderer zu bauen. Das
grösste Ruderschiff zur damaligen Zeit. Die Göttin Hera und Athene
halfen ein wenig nach - und das Schiff Argos ("die Schnelle") war
fertig. Hierzu verwendete er ein besonderes Holz, dem Wasser und
Feuer nichts anhaben konnte. In den Bug des Schiffes setzte Athene
einen Orakel-Balken ein. Das war optimal - so konnte das Schiff
Vorhersagen machen und sicher Gefahren ausweichen, ja es konnte
richtig sprechen, sagt man. Für dieses extreme Abenteuer hatten sich
die 50 grössten Helden Griechenlands versammelt: Darunter Castor und
Polydeukes (Sternbild Zwillinge), Idas, Lynkeus, der berühmte
Orpheus und sogar Herkules.
Und los ging die Fahrt:
Geier mit messerscharfen Federn oder sechsarmige Riesen waren nicht
das grosse Problem für die bunte Truppe. Schwierigkeiten bereitete
der Übergang ins schwarze Meer: Denn hier waren heimtückische
Felsen, die mit Absicht aufeinander prallten, so dass noch nie ein
Schiff durchgekommen wäre. Jason liess eine Taube voran fliegen.
Diese schaffte es gerade noch durch die Felsen - büsste jedoch ihre
Schwanzfedern ein. Sogleich legten sich die Ruderer kräftig ins
Zeug, Athene gab dem Schiff noch einen kräftigen Schubs - und die
Felsen erwischten nur noch ein paar Splitter Holz vom Heck. Doch
welche Abenteuer erwartete die Argonauten auf der anderen Seite ...
? Ihr Ziel war ja das goldene Vlies - und sie fanden es in Kolchis.
Doch der ortsansässige König war nicht begeistert. Ja, er bedrohte
die Argonauten sogar. Medea, die Tochter des Königs, verliebte sich
jedoch in Jason, diesen kühnen Helden. So überredete sie ihren
Vater, ihnen wenigstens eine Chance zu geben. Der König dachte sich
einige Himmelfahrtskommandos für Jason und seine bunte Truppe aus -
doch sie schafften jede Aufgabe (nicht zuletzt aufgrund des ein oder
anderen Tricks von der verliebten Prinzessin). Um das goldene Vlies
dennoch behalten zu können, schmiedete er nun Mordpläne. Als seine
Tochter Medea davon erfuhr, brannte sie mit Jason durch. Mitten in
der Nacht verliessen alle die Burg des Königs und machten sich auf,
das goldene Vlies zu stehlen. Es hing an einer steinalten Eiche -
und wurde von einem Furchterregenden Drachen bewacht. Erst kämpfte
Herkules mit dem Drachen - konnte ihn aber nicht in die Knie
zwingen. Da begann Orpheus zu singen. Wie immer sang er so
wunderschön (und wahrscheinlich langweilig), dass sich das Ungeheuer
beruhigte und langsam einschlummerte .. Schlups, das Vlies vom Baum
gestohlen - und nichts wie weg. Natürlich war der König schon hinter
der Bande her. Während einer wilden Verfolgungsjagd auf hoher See,
brachte Jason den Bruder der Medea um.
Das wurde den Göttern nun auch zu heftig - und so fielen Jason und
seine Leute in Ungnade, verfuhren sich noch des Öfteren und kamen
erst viele Monate später wieder in Griechenland an, ziemlich
unrasiert und nicht mehr ganz vollzählig. Das Vlies wanderte in
einen Tempel, das Schiff Argo lag noch einige Jahre in Korinth am
Strand. Eines Tages kam Jason zur Argo, legte sich in deren Schatten
und träumte von der guten alten Zeit. Da brach das beste Schiff der
damaligen Zeit auseinander - und Jason wurde vom Bug erschlagen. Und
es war Poseidon, der das Schiff als Andenken an dieses wunderbare
Abenteuer zur ewigen Erinnerung an den Sternenhimmel versetzte.
Zum Sternbild
a Carinae, der Hauptstern im
Schiffskiel und im ganzen Sternbild des Schiffes Argo, wird auch
Canopus bezeichnet. Er ist mit - 0,8 mag. der zweithellste Stern des
ganzen Himmels. Seine Entfernung bewegt sich zwischen 100 und
130 Lichtjahren. Im Schiffskiel befindet sich ein bemerkenswerter
veränderlicher Stern:
hCarinae, ein Nova-ähnlicher
Veränderlicher. Als er 1677 von Halley erstmals gesehen wurde, hatte
er eine Helligkeit von 4mag. 1730 erreichte er 2. Grössenklasse.
1843 kam er sogar auf -0,8mag. und wetteiferte mit Canopus.
Inzwischen ist er wieder unter die Sichtbarkeitsgrenze des blossen
Auges abgesunken. Eta Carinae hat offensichtlich ein Endstadium
erreicht und wird in naher Zukunft als Supernova explodieren.
Möglicherweise hat die Explosion bereits stattgefunden, jedoch ist
der Lichtblitz aufgrund der immensen Entfernung noch nicht auf der
Erde eingetroffen.
Das Sternbild Schiffskiel bietet einige Offene- und Kugelsternhaufen
wie z.B. NGC 2516, NGC 3114 und NGC 2808. Ausserdem findet man auch
den Emissions-Nebel "Eta-Caria" (NGC 3372), welchen bereits mit
blossem Auge zu erkennen ist.